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Samstag, 3. März 2018

Woche 20: Logbuch des 1. Offiziers

Schon seit einer Woche liegen wir vor Anker, nichts geht mehr! Das harte Segeln am Wind hat das Tuch zerrissen und wir haben kein Garn dabei... Rudergetriebe, Zapfen, Lebertran, alles da, aber kein Garn. Es ist zum verrückt werden. Haben eine Brieftaube los geschickt um unsere missliche Lage zu berichten und hoffen sie kommt mit Garn zurück... Hoffnungslos...

Die letzten beiden Tage lag ich im Bett und habe mein innerstes nach außen gekehrt. Zwei Tage Haferschleim, das haut den Stärksten aus den Socken. Da blieb wenig Zeit die Mannschaft zu motivieren. Der Kapitän macht mir Sorgen. Er ist es nicht gewohnt untätig herum zu sitzen. Seine Stimmung ist im freien Fall und in Brieftauben hat er auch kein Vertrauen. Wer kann es dem armen Kerl verdenken? Die letzten Tauben die er auf solch eine Mission geschickt hatte wurden offensichtlich von Einheimischen gefressen!

Zu allem Übel hat uns das Unglück in dieser trostlosen Bucht erwischt. Nun gut, es hätte schlimmer kommen können. Es hätte uns auf dem offenen Meer erwischen können. Trotzdem, nachdem ein paar Eingeborene versucht haben den Alten um sein Geld zu erleichtern, was er mutig vereitelt hat, ist sein Tatendrang eingeschränkt.

Sollte die Taube nicht bald hier eintreffen fürchte ich das Schlimmste! Den kompletten Verfall der Moral der Mannschaft und eine Feuerbestattung des Schiffes.

Gut, mit Problemen war zu rechnen, beim Alter des Schiffes. Auch die Tatsache, dass wir mit viel zu viel Segel unterwegs sind hat ihm nicht unbedingt gut getan... Aber wer kann es dem Alten verdenken, sie macht schon sehr viel mehr Fahrt mit soviel Segel.

Ansonsten leiden wir unter der Verfügbarkeit als "genießbar" zu bezeichnender Lebensmittel. Vor allem das Fleisch, welches der Alte so gerne isst, ist eine Zumutung. Zäh und von unkundiger Hand zerlegt. Einzig Fleisch aus dem Nachbarland im Osten kann als ansatzweise genießbar eingestuft werden. Doch auch dieses ist grenzwertig. Scheinbar verkauft auch das Nachbarland die besten Stücke lieber nach Übersee denn auch dort bekommt man nur zu horrenden Preisen gutes Fleisch.

Fisch geht, Obst, das wenige das es gibt, ist gut. Gemüse ist auch rudimentär vorhanden. Aber wie gesagt, der Kapitän isst gerne Fleisch, es zermartert ihn kein gutes zu bekommen. Ständig versucht er es aufs neue und macht doch immer die gleiche Erfahrung. Wie sagte schon ein großer Gelehrter (angeblich):

"Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten".

Ich befürchte, dass es bald soweit ist mit ihm...

Auch vor den Hunden wurden wir gewarnt. Ja, die gibt es hier in Mengen. Die friedlichsten die ich je sah. Einzig beim Anblick manches Auto- oder Fahrradreifens geraten sie in Extase. Ansonsten liegen sie den lieben langen Tag faul in der Sonne oder umkreisen einen in der Hoffnung auf etwas essbares. Trotz all dieser Hunde sind hier die Gehwege nicht so versch.... wie in der Hauptstadt des Nachbarlandes gen Osten. Vermutlich gibt es ein Organ welches für diesen trägen Gemütszustand verantwortlich ist. Die Eingeborenen scheinen es auch zu besitzen. Es muss also mit den Vulkanen zu tun haben, vermute ich.

Wenn es in dieser Bucht wenigstens etwas zu sehen gäbe! Nichts! Rein Garnichts!!! Seit einer Woche sind wir gezwungen an einen der dreckigen und von Eingeborenen belagerten Strände zu gehen. Seit vor vier Tagen beim Schwimmen ein Stück braunes Etwas vor mir vorbei trieb ist mein Drang nach Schwimmen stark gedämpft...

Auch der Rum ist alle... Naja, war nur Pisco, aber warum ist der Pisco alle? Richtig, der Discoabend...

Sollte die Taube Montag nicht eintreffen so wird es wohl Zeit sich über einen Plan B gedanken zu machen...

Logbucheintrag Ende.

5 Kommentare:

  1. Meuterei auf der Bounty? Aber mit nur zwei Personen schwer zu verfilmen ;-)

    Ich lese gerade ein Buch über eine Nordpolexpedition. Die sind jetzt schon über ein Jahr im Packeis eingeschlossen...
    Da geht noch was :)

    Trotzdem: Viel Glück für Montag, mögen die Tauben fliegen!!!

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    1. Danke, also da gibt es großartige Filme mit nur eim Schauspieler ;)
      Ich dachte aber weniger an Meuterei, vielmehr an Verzeiflungstaten eines einzelnen.

      Wir werden sehen. Falls die Teile kommen machen wir die Kiste flott, fahren nach Calama, reparieren den Rest und schauen uns dann Chuquicamata an, die größte Mine der Welt...

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  2. Größte Mine der Welt? Klingt nach einem Plan. Und nach interessanten Fotos :->

    Viel Spass noch

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  3. Nu, was is denn nun mit der Taube??

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