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Montag, 19. März 2018

Tag 155: Tarabuco und etwas über Reisende

Heute waren wir in Tarabuco, weil dort die letzte Karnevalsveranstaltung des Jahres war.
Tarabuco ist ein kleines Nest etwa 64km östlich von Sucre. Weil das so bekannt ist sind die Hostals hier voll und Gott und die Welt pilgern dort hin. Also hieß es für uns früh aufstehen und mit dem Bus nach Tarabuco.

Bus, genau, Made in Bolivia! Ab sofort wird mich das abschrecken! Wieso, wollt ihr wissen? Also die Bolivianer kaufen sich ein LKW Chassis samt Motor (Nissan Condor). Darauf zimmern sie dann selbst eine Buskabine. Die ist ganz ok soweit. Man kann alle Fenster öffnen und eine Tür vorne reicht ja auch aus... Allerdings ist das Fahrwerk eben für schwere Lasten gemacht und nicht für leichte Passagiere. Die folge ist, dass man jede Bodenwelle durchs Steißbein bis unter die Schädelplatte spürt!!! Die Busgesellschaft schreibt auf ihrer Homepage deshalb, dass sie eine Fahrt direkt von Sucre nach Cochabamba nicht empfehlen, wenn einem die körperliche und geistige Gesundheit wichtig ist. Man soll entweder den Umweg über Oruro oder das Flugzeug nehmen :D

So fuhren wir also etwa 2h nach Tarabuco. 2h, ist das nicht etwas lang? Doch, aber bergauf lief die Mühle nicht so richtig und bergab war ihm wichtig nur die Motorbremse zu verwenden um die Bremsen zu schonen also fuhr er auch dort langsam.

In Tarabuco war gab es dann einen riesigen Markt und am Marktplatz wurden politische Reden geschwungen und der Freund Cuba hoch gelobt. Danach kamen die Tanzguppen aus den verschiedenen Dörfern der Region.


Auch für die Kleinen war gesorgt, mit Zwergenpony und jungen Lamas :)


Dann gab es Gruppen mit wirklich aufwändigen Kostümen,


und solche, die noch schnell ein Plakat schreiben mussten und bei denen der "Schmuck" aus Luftschlangen bestand :D Aber ganz offensichtlich hatten sie die Ruhe weg, dabei sein ist alles!





Gegen 16:00 fuhr dann unser Bus wieder zurück, für meinen Geschmack hätte er auch schon 2h früher fahren können.

Michaela wollte mehr über die Reisenden wissen und bisher bin ich die Antwort schuldig geblieben.

Also erst mal generell. Am meisten trifft man Reisende zwischen 20 und 25 die vor oder nach dem Studium meist ein Jahr durch die Welt reisen. Gefolgt von den 30-50 jährigen die diverse Probleme versuchen zu verarbeiten, Scheidung, Drogen, Stress im Beruf, etc. Dann kommt noch die Gruppe der über 60 jährigen die den Deutschen Winter lieber hier verbringen oder ihr Haus verkauft oder vermietet haben und jetzt mit einem riesigen Wohnmobil durch die Welt gondeln. Seltener trifft man die "normalen" Reisenden, die hier ihren Jahresurlaub verbringen. Nicht vergessen darf man die Gruppe der Überlebenskünstler die mit minimalem Budget auf die Reise gehen und sich dann als Straßenkünstler oder mit Gelegenheitsjobs etwas dazu verdienen. Diana gehört zu dieser Gruppe. Sie ist mit €10.000,- gestartet und als sie uns verlassen hat hatte sie noch €200,- was für sie aber kein Grund für gesteigerte Unruhe war. Inzwischen hat sie wieder etwas mehr Geld und ich denke sie wird weiter Reisen an statt nach Europa zurück zu kehren. Ganz ganz selten trifft man Leute die so viel Geld verdient haben, dass sie nicht mehr arbeiten müssen und jetzt aus Spaß reisen und sich z.B. als Fotografen ein paar Euro dazu verdienen. Lasst euch gesagt sein, davon alleine kann man nicht leben. Martin hat uns mal gezeigt wie viel er durch Bilder einnimmt und das ist erschreckend wenig, wenn man den Aufwand bedenkt.

Was mich und Tobias angeht, wir gehören beide zur zweiten Gruppe. Und da ihr über mich ja alles wisst und Tobi zugestimmt hat, jetzt also mehr über ihn.

Tobi ist gelernter Möbelbauer und hat in der Schweiz in einer Möbelschreinerei gearbeitet. Irgend wann wollte oder konnte er die Erwartungshaltung nach immer mehr Verantwortung nicht mehr mitmachen und hat nach Alternativen gesucht. Zufälliger Weise kam ein in Europa lebender Chilene vorbei um Maschinen für eine Schreinerei in Chile zu kaufen. So begab es sich, dass Tobi sich für ein Jahr nach Chile begab um die Leute dort auf die Maschinen einzuarbeiten.
Nach einem Jahr und vielen grauen Haaren später begab er sich dann auf die Reise von Ushuaia bis nach Kolumbien, oder so...
Ich habe mich ja schon mehrfach über die Mentalität der Chilenen ausgelassen und für einen Europäer ist das nicht einfach. Sie scheinen viel zu wissen ignorieren dieses Wisen dann aber aus diversen Gründen. Oder an Stelle heute noch 30 Minuten in eine Aufgabe zu investieren die dann fertig ist, lassen sie sie lieber bis morgen liegen, weil ja Feierabend ist. Am nächsten Tag brauchen sie dann aber 5h um das, durch das nicht fertig machen, entstandenen Probleme zu beseitigen. Aber alles "tranquilo"...
Im August sind es dann 2 Jahre die Tobi schon in Südamerika ist. Jetzt ist es wie fast immer einer Frage des Geldes wie lange er noch bleiben wird.

4 Kommentare:

  1. Hmmm. Also mit Karnelval und Südamerika haben wir jetzt irgendwie was anderes erwartet... Aber nun ja, ist ja nicht Rio :-p
    Aber immerhin haben wir nun etwas Background zu Deiner Reisebegleitung.
    Kommt er mit Deinem Hang zur explorativen Wissensvervollständigung und -verlautbarung zurecht (aka als Klugsch...) oder tickt er gar ähnlich wie Du?

    Jetzt bleibt nur noch die wöchentliche Frage eines bestimmten Kollegen hier an der Kaffeetheke: "Will er noch immer nicht zurückkommen...??"

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    1. Naja, man nimmt was man kriegt...
      Mein Klugs.....level habe ich reduziert. Das macht mit euch viel mehr Spaß ;)
      So? Wer fragt das? Nein, noch nicht, aber der Wunsch nimmt zu...

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    2. ...awwww das Lob geb ich mal weiter :) :)

      Jetzt überleg mal wer das fragt.... "Sach mal, will der Oli jetzt immer noch nicht zurückkommen..." Wer könnte das sein...? Kleiner Tipp: Dass Du mit einem Schweizer unterwegs bist, verunsichert ihn noch zusätzlich :)

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  2. Danke Oli und danke Tobi! Dass viele unterschiedliche Gründe eine Rolle spielen wenn man lange auf Reisen ist, War klar. Ich hoffe und wünsche, dass euch trotzdem irgendwann das Heimweh überkommt. Ich werde wahrscheinlich irgendwann zur Gruppe der Senioren Zugvögel gehören und mit meinem Mann und Motorrad die Welt erkunden. So hoffe ich 😀

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