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Donnerstag, 9. November 2017

...Buenos Aires

Samstag 04.11.2017

Santos, ich hab Kopfweh und keine Lust an Land zu gehen obwohl es der erste Hafen in Südamerika ist. Egal...




18:00, ein Besatzungsmitglied ruft mich an und fragt ob ich nicht Lust auf ein Bier habe. Auf die Frage wie lange meint er ein bis zwei Stunden. Ok, nachdem ich ihm in den Ohren lag, ob er mich mit an Land nimmt kann ich jetzt schlecht nein sagen.
Wir verlassen also gegen 18:30 das Schiff und den Hafen. Gleich davor gibt es ein Kiosk in dem wir ein paar Dollar wechseln um uns dann gleich in die erste Kneipe zu setzen. Ich werde versuchen die Lokalität zu beschreiben, bin mir aber nicht sicher ob es dem Ort gerecht wird.
Es ist ein schlichter Betonbau mit dem Charme eines Kellers. Innen wie aussen stehen ein paar Tische und Stühle aus Plastik. In den Ecken stehen leere Bierkisten. Ein Teil der Besatzung ist da, trinkt Bier und nutzt das Kostenlose WLAN um mit ihren Familien zu Skypen. Auch ein paar Einheimische tummeln sich in der Bar und man hat dein Eindruck, dass man bei einem Ausflug der Anonymen Alkoholiker ist. Aber, alle sind gut drauf. In der Ecke hängt eine rote, digitale Jukebox mit Bildschirm und einem fetten Lautsprecher. Aus ihr dröhnt und ich meine wirklich dröhnt, Brasilianische Musik. Zum stillen Örtchen komme ich später.
So sitzen wir also da und trinken unser Bier (es gibt Flaschen mit 0,3, 0,6 und 1,0l) was überhaupt nicht so einfach ist, da es eiskalt ist und ich meine das wörtlich. Vor lauter Eis läuft erstmal nichts aus der Flasche. Auf einmal verdunkelt sich der Himmel und gelbliche Wolken kommen herangeflogen, gefolgt von schwarzen Gewitterwolken. So einen schnellen Wetterwechsel habe ich noch nicht erlebt, das ist atemberaubend. Wir suchen uns einen trockenen Platz und versuchen dem Staub zu entkommen der vom Wind aufgewirbelt wird. Nach einer Stunde oder so gehen wir nach drinnen da es draussen zu ungemütlich wird und setzen uns zum Rest der Crew die noch nicht zum Schiff zurück ist. Jeder gibt sich Mühe sich mit uns zu unterhalten und so sitzen wir da mit freundlichen Menschen und trinken unser 0,6l Bier, das inzwischen 3. oder so. Dann mache ich mich auf zur Toilette. Sie ist ja, 1x1,5m und hat eine weiße Holztür und zum ersten Mal in meinem Leben bin ich wirklich froh, dass ich im stehen pinkeln kann. Das mache ich dann auch aus einiger Entfernung, da ich Angst habe mir etwas einzufangen. Die Kakerlaken die mir zuschauen scheinen da weniger Berührungsängste zu haben.
Als der Regen gegen 22:00 nachläßt und die Crew zurück zum Schiff geht fragt mich mein Begleiter ob wir noch in die Bar seiner Freundin gehen können. Sie ist etwa 200m die Straße runter. Klar, aber nur noch auf ein Kleines, ich hab schon reichlich getankt.
Diese Bar ist vom Grundaufbau ähnlich aber mit einem entscheidenden Unterschied, sie ist sauber... Auch die Toiletten von denen es sogar zwei gibt. Genau wie in der ersten Bar dröhnt auch hier wieder die Jukebox. Sobald sie stoppt findet sie irgend ein Gast oder Angestellter der wieder Geld einwirft und ein paar Songs aussucht. Warum habe ich blos die Ohropax nicht mit? Auf jeden Fall braucht mein Begleiter noch ein wenig mehr flüssigen Mut und eh ich mich versehe steht schon wieder eine Flasche Bier vor mir. Einzig und alleine, die Tatsache, dass wir um Mitternacht wieder auf dem Schiff sein müssen rettet mich vor noch mehr Alkohol.
Auf dem Schiff nehme ich dann nicht wie üblich die Treppen sondern den Aufzug in den 7. Stock. Zu Fuß wäre ich vermutlich unterwegs hängen geblieben. In meiner Kabine haue ich mich erst mal auf die Couche. Nach 2h wache ich vom Lärm der Ladearbeiten auf und mir dreht sich alles. Also lasse ich mir die Bier nochmal durch den Kopf gehen und dann geht's ab ins Bett...
Was soll ich sagen? Ich habe zum ersten mal Südamerikanischen Boden betreten und das ist wirklich so unbeschreiblich anderst... Aber darüber werde ich bestimmt noch mehr erzählen.

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Sonntag 05.11.2017

Was soll ich sagen, der Tag verlief eher ruhig...
Auf Grund eines defekten Ladekrans verzögerte sich unsere Abfahrt von 7:00 auf 14:00 und entsprechend spät kamen wir in Paranagua an.


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Montag 06.11.2017

7:20, das Telefon klingelt... Ich soll um 8:00 an der Gangway sein weil wir zur Einwanderungsbehörde sollen!? Was? Das macht doch keinen Sinn aber wer bin ich schon die Entscheidungen der Behörden zu hinterfragen. Wir sollen um 9:00 wieder an Bord sein, da das Schiff um 11:00 ablegen soll.
Gegen 8:45 kommt endlich der Port Agent um uns mit dem Auto zur Einwanderungsbehörde zu bringen.
9:00, wir haben den Hafen verlassen und sind unterwegs...
9:14, er hält vor seinem Büro und meint er bräuchte noch Papiere???
9:32, na das ging ja fix...
9:40, wir steigen vor einem Polizeigebäude aus. Man kann sehen, dass es schon bessere Zeiten gesehen hat. Zu den Hochzeiten war Brasilien wohl mal sehr wohlhabend. Aber das Ding hat bestimmt schon seit 30 Jahren einen Wartungstau... Wir warten vor einem leeren Büro, genau wie noch zwei andere Port Agents mit stapelweise Pässen.
10:05, es kommt tatsächlich jemand und nach weiteren 5 Minuten haben wir unsere Pässe wieder. Na toll, jetzt habe ich einen Stempel unter "Amtliche Vermerke" statt unter "Visa"... Das fällt bestimmt erst auf falls ich es bis in die USA schaffe und dann gibt es Stress. Egal...
10:30, wir sind wieder auf dem Schiff, das Beladen ist fast fertig.
17:00, wir legen ab nachdem wir die Fenster zum auslaufen knapp verpasst haben und auf die nächste Flut warten mußten.

Wir haben nur noch die Hälfte der Ladung an Bord, sonst haben wir zuviel Tiefgang (vorher 13,2m jetzt nur noch 9,05m) für den Rio de la Plata.


Nächster Stopp Buenos Aires...

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Dienstag 07.11.2017

1:00h, ein letztes Mal wird die Uhr zurückgestellt.


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Mittwoch 08.11.2017

Eigentlich hätten wir heute in Buenos Aires ankommen sollen...
Wir waren pünktlich gegen 10:00 am Eingang des Rio de la Plata, dem Fluss des Geldes. Nun muss man aber wissen, daß dieser Fluß ungefähr so Tief ist wie die Nordsee vor Sylt. Ergo, wenn Ebbe ist, dann gibt es da auch keinen Fluss, obwohl der gefühlt unendlich breit ist. Es bleibt nur eine kleine, künstlich angelegte Fahrrinne. In der haben Passagierschiffe Vorfahrt und eben so eines kommt gerade den Fluss hinunter geschippert. Gegen 14:00 lichten wir dann Anker und fahren den Fluss hinauf, wir sind das 2. von mehr als 5 Schiffen. Mehr kann ich nicht sehen, da der Abstand je Schiff geschätzt 1km ist.
22:00, wir sehen schon seit Stunden die Lichter der Stadt, ich geh ins Bett.

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Donnerstag 09.11.2017

Laut dem 3. Offizier haben wir gegen 2:00 fest gemacht.
Ich frühstücke ein letztes Mal an Bord und verabschiede mich von den Leuten die diese Reise zu einem Erlebnis gemacht haben.
Pünktlich gegen 10:30 kommt der Port Agent. Dann geht es ab zum Zoll... Oder doch nicht? Ok, dazu müssen wir den Hafen verlassen... Äh, hallo, wir wollen hier raus... Nix da, wäre ja auch zu einfach. Nach 10 Minuten hat der Port Agent die Sache geklärt und wir dürfen durch. Ab geht's zum Zoll... Äh, was wir hier wollen? Na einreisen... Weshalb unsere Daten nicht im System seien? Langer Rede kurzer Sinn, wieder rein in den Hafen und an einen anderen Schalter dan dem unsere Daten auf- und ein Fingerabdruck genommen werden. Dann wieder zurück, den Hafen verlassen. Diesmal mit dem eigenen Fingerabdruck... Äh, hallo, piep, fiep, nix geht. Wieder warten, allerdings nicht so lange. Durch zu der Frau am Computer, Pässe nochmal zeigen, Fingerabdruck nochmal abgeben. Diesmal auch prüfen ob er erkant wird, super, ab zum Zoll.
Dann kommt die coolste Zollkontrolle die ich je erlebt habe. Alles was sie wollen sind Bilder einer "Kontrolle" für ein Ausbildungspamphlet... Also in Neuseeland musste ich alles auspacken, alles... Danke, dass ihr mir das erspart habt.
Danach zeigt uns der Port Agent noch wo wir ein Taxi finden und das war es dann schon.
So stehen Julian und ich an einer Kreuzung und warten bis ein Taxi vorbeifährt. Das ist hier nicht wie in Deutschland, gefühlt ist jedes zweite Auto ein Taxi. Ich winke einem zu und es hält vor uns an. Nach einer kurzen Frage ob er auch Dollars nimmt und was mich die Fahrt kosten wird ist alles geklärt. Ich steige in das schwarz, gelbe Radiotaxi und los geht es. Leider ist mein Fahrer sehr wortkarg und auch meine Versuche in gebrochenem Spanisch Konversation zu treiben schlagen fehl. Vielleicht hätte ich "Werner Daniel Hernandez" (zumindest laut Lizenz) auf Deutsch ansprechen sollen?
Nach 20 Minuten komme ich vor der JuHe an. Ohne die Hausnummer hätte ich die nie gefunden, denn bis auf das Klingelschild "Chill House" gibt es keinen Hinweis.
Nach kurzem warten öffnet mir Estéban die Tür und zeigt mir mein Zimmer...




Da bin ich also, in Buenos Aires.

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