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Mittwoch, 25. Oktober 2017

Update vor der Überfahrt

Samstag 21.10.2017

Willkommen in der Welt der Logsitc und Seefahrt.

Szenario: Über dem Atlantik vor Frankreich soll sich die nächsten 1-2 Tage ein Sturm entwickeln.

Plan 1: Bereits obsolete, war Freitag morgen gegen 5:00 in Le Havre zu sein und spätestens um 16:00 auszulaufen um noch, bevor der Sturm unsere Route Richtung Süden erreicht, dort vorbei zu sein. Ein "Load and Run", einlaufen, laden was geht und zur festgelegten Zeit auslaufen, egal ob alles an Bord ist oder nicht.

Realität: Die Franzosen streiken, wir sind erst gegen 14:00 am Terminal. Für einen "Load and Run" macht das wenig Sinn.

Plan 2: Laden bis Samstag 8:00 und dann auslaufen.

Realität: Der Sturm kommt uns zu vor. Der Kapität möchte aus Sicherheitsgründen nicht voll in den Sturm fahren, danke :-)

Plan 3: Einen neuen Slot, einen Tag später als geplant, in Algesiras klar machen und erst gegen 16:00 auslaufen. Damit hat der Sturm Zeit nach Norden zu ziehen.
Wir fahren also mit gemütlichen 10-11 Knoten durch die Nordsee um dem Sturm mehr Zeit zu geben sich zu verziehen. Trotzdem sind die Well ganz ordentlich.
Bei Seegang werden die Lotsen dann mit dem Heli gebracht und abgeholt :-)


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Sonntag 22.10.2017

Das war ne Unruhige Nacht. Obwohl die Wellen nicht sooo hoch waren hatte ich trotzdem Probleme zu schlafen. Es ist einfach ein ungewohntes Gefühl.
Nach dem Frühstück bin ich auf die Brücke. Die Wellen sind ca. 5m hoch. Einige davon schlagen heftig gegen den Bug aber im Großen und Ganzen geht es. Neben uns fährt ein kleineres Schiff, etwa 100-120m lang, der taucht heftig ein und ab und an schlagen die Wellen über den Bug. Mit dem möchte ich jetzt nicht tauschen.
Danach entscheide ich mich noch ein wenig auf den Heimtrainer zu sitzen. Wie soll ich das Gefühl nur beschreiben? Auf nem Fahrrad mit Stützrädern und geschlossenen Augen einen Waldweg entlang radeln... Zumindest kommt es mir so vor. Der Heimtrainer ist quer zur Fahrtrichtung montiert und der Raum hat keine Fenster. Man sitzt also da drauf, kippt ohne ersichtlichen Grund mal nach links, dann wieder nach rechts, vorne, hinten. Es geht hoch und runter und ab und an startet das Frühstück einen zaghaften Versuch "Hallo" zu sagen... So radelt man dann vor sich hin weil man ja stur ist.


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Montag 23.10.2017

Also diese Kursänderung Richtung Südwest... Die Wellen kommen jetzt von Steuerbord Achtern und sind etwas schneller als wir. Somit kommen wir in den vollen Genuss jeder einzelnen Welle und das Schiff rollt schön langsam vor sich hin, ganz klasse...
Ich hätte nicht gedacht, dass der Tag kommt aber heute war es soweit. Ich bin zum Koch und hab gesagt, dass ich heute nur die Beilagen nehme... Ich denke er hat nur ein Kochbuch und das hat den Titel "Fleisch ist mein Gemüse". Abgesehen von ein oder zwei Mal Fisch die Woche gibt es ansonsten nur Fleisch. Dazu meist Reis oder Kartoffeln in jeglicher Form, manchmal kann man auch zwischen Reis und Kartoffeln wählen... Versteht mich nicht falsch, er kocht gut aber es fehlt ein wenig die Abwechslung zum Fleisch.
Jetzt gegen Nachmittag haben die Wellen nachgelassen und ich bin an Deck unterwegs. Und wisst ihr was, das ist unglaublich. Ich war vorne am Bug und es war einfach toll. Es ging nur eine schwache Brise, dank der großen Schutzwand, die auch das Knarren der Container abhielt und alles was zu hören war, waren der Wind und die Wellen!!! Hammer!!! Klar, die Maschine ist fast 300m weit weg, 300m!!! Die neuen Containerfrachter haben sogar über 400m!!! Hier vorne habe ich dann auch den Sonnenuntergang genossen.



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Dienstag 24.10.2017

Und wieder einmal schlägt die Realität zu. Nachdem der Alternativplan war heute gegen 8:00 in Algesiras zu sein wird es nun gegen 2:00 morgen Früh sein. Denn um nicht voll in den Sturm zu kommen fuhren wir nur mit ca. 10 Knoten durch die Nordsee, so wie die meisten anderen Schiffe auch. Dadurch waren wir aber nicht mehr in der Lage unseren 8:00 Slot zu schaffen sondern wären auch bei voller Fahrt erst gegen 14:00 in Algesiras gewesen. Das passte aber denen nicht und so wurde aus 14:00 dann 2:00. Da wir eine Ladezeit von ca. 12h haben fällt unser Landgang entsprechend kurz aus, falls er überhaupt stattfinden kann. Ausserdem verkürzt sich damit die Zeit für die Überfahrt nach Santos auf ca. 10 Tage, damit wir die verlorene Zeit, fast 2 volle Tage, wieder aufholen.
Leider habe ich auch noch keinen Zugang zum WLAN an Bord weshalb ich euch nicht täglich auf dem Laufenden halten kann.

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Mittwoch 25.10.2017

Algesiras, mal sehen ob es mit dem Landgang und einem Besuch beim Frisör klappt? Heute Nachmittag beim auslaufen sehe ich dann endlich auch Gibraltar.

4 Kommentare:

  1. "... und alles was zu hören war, waren der Wind und die Wellen!!! Hammer!!! ..."
    Jahre lang wird sich gegen das Segeln gesträubt dabei ist es genau das. Dann nächstes Jahr...

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  2. :-D Hast du schon mal die Wellen hier draussen gesehen? Also kurz vor dem Äquator hatten wir ne 10m Yacht auf dem Radar die unter Motor so vor sich hinfuhr... Respekt...

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  3. Äh, der Name der Yacht war "Schouten" oder so...

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  4. Und das mit dem Motor ist eine Vermutung, denn sie fuhr gegen den Wind mit ca. 6-7 Knoten...

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