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Sonntag, 22. April 2018

Woche 27: Rurrenabaque

Nachdem mir die Höhe in La Paz zu schaffen gemacht hat habe ich dort nicht wirklich viel gemacht. Es scheint so als ob mir die Höhe ziemlich auf die Verdauung schlägt :(

Wie dem auch sei, am 15.04. habe ich mich mit Petra und Tobi aus Köln getroffen um nach Rurrenabaque zu fliegen. Die beiden habe ich im Hostel in Cochabamba kennen gelernt.

Als Fluggesellschaft hatten wir uns die TAM (Transpuerto Aero Militar) herausgesucht, da die gerade ein besonders günstiges Promotionsangebot hatten. Ja, ihr habt richtig gelesen, eine Fluggesellschaft des Militärs.


Geflogen sind wir in einer umgebauten Transportmaschine des Militärs o_O Das Gepäck wurde hinter den Piloten verstaut, die Trennwand war mit einfachen Winkeln an die Bordwand geschraubt


und auch das Leuchtzeichen wurde mit Spax-Schrauben (siehe linke Seite) befestigt, ein Erlebnis :D


Am Flughafen in Rurre mussten wir wie immer zuerst einmal mit den Taxifahrern den Preis verhandeln. Das erste Angebot ist immer das für "Gringos"... Immer das Gleiche, 10 Bs pro Person!!! Könnt ihr vergessen zahlen wir nicht, 10 Bs für uns drei! Ok, 5 Bs pro Person. Na gut, los geht's. Also fuhren wir in einem Tuk-Tuk nach Rurre. In den Kurven wäre ich mit meinem Rucksack fast aus der Karre gefallen, so ein Tempo hatte der drauf.

Rurrenabaque liegt am Ufer des Rio Beni und ist eine nette Kleinstadt. Da die Regenzeit gerade erst vorbei ist gibt es momentan recht wenige Touristen in der Stadt.


An dieser Brücke wird bereits seit 5 Jahren gebaut! Sie wird von Chinesen bezahlt und gebaut und wird dazu dienen die Urwälder platt zu machen um Tropenholz zu ernten und später irgend welche Plantagen oder Rinderzuchten aufzubauen. Eine Schande, aber wer das Geld hat und so weiter. Wer kann es einem armen Land wie Bolivien verdenken, dass sie ihre Zukunft verschachern. Auch darum ist Evo Morales nicht bei allen beliebt. Er scheint sich vom Visionär zum Selbstdarsteller entwickelt zu haben. Und wie alle Größenwahnsinnigen wird auch er versuchen 2020 nochmal als Präsident gewählt zu werden. Das ist zwar gegen das Gesetz aber das kann man ja versuchen zu ändern. 2020 wird also spannend für Bolivien und unter Umständen wird es dann heftige Proteste geben, sollte Evo nicht abtreten.


Am 16.04. machten wir uns dann auf den Weg. Unsere Agentur war Madidi Travel. Madidi ist der Name des lokalen Naturschutzgebietes. Es wurde von der Eigentümerin von Madidi Travel, einer Umweltaktivistin, gegründet. Diese wurde dann allerdings vom Militär vertrieben und hat deshalb eine neue Eco Lodge gegründet. Sie heißt Serere und liegt ca. 40km nördlich von Rurrenabaque im primären Regenwald. Also brauchten wir ein Boot um dort hin zu kommen, 3h den Fluss hinab.


Hier seht ihr Tobi, Petra, Claudia aus Franken und yours truly. Der Mann ohne Kopf ist Roberto, unser Guide.


Im sekundären Urwald entlang des Flusses gibt es immer wieder Siedlungen von Eingeborenen die versuchen sich von der Zivilisation fern zu halten.


Die Anlegestelle für die Lodge war dann sehr interessant, es gab nur einen Pflock um das Boot fest zu binden.


Danach folgten 2km Fußmarsch zur Unterkunft im Regenwald. Bereits auf dem Weg dort hin sahen wir einiges an Getier und sogar frische Jaguarspuren.


Auch den ersten Pfeilgiftfrosch gab es zu sehen.


Zum Glück hatten wir von der Agentur Gummistiefel gestellt bekommen, der Weg war teils noch sehr schlammig.
Die größten Ameisen im Urwald sind die 24-Stunden-Ameisen oder Englisch Bullet Ants. Ihr Stich ist extrem schmerzhaft und wie ihr seht sind sie auch recht groß.



Die Lodge war dann eine echte Überraschung. Statt Wänden gab es Fliegengitter :)

Von Roberto wurden wir als erstes vor dem Boro gewarnt. So heißt hier die Dasselfliege. Die hat die Angewohnheit ihre Larven auf Moskitos abzulegen. Wenn der Moskito sich dann auf den Wirt setzt lässt sich die Larve fallen und bort sich unter die Haut wo sie dann wächst und bis zu 2cm oder mehr groß wird... Aus diesem Grund sollten wir vor allem keine Kleidung Nachts außerhalb der Unterkunft lassen. Vielleicht erinnert ihr euch an Diana? Die hatte so eine Larve im Arm. Unglücklicher Weise gibt es die in fast ganz Mittel- und Südamerika... Vermutlich aber wird der Schaden für meine Gesundheit durch Mückenspray größer sein als durch die Mücken...



Auch der Vorratsraum für Früchte und Gemüse war recht interessant...


Aber am beeindruckendsten war die Küche!

Links war der Holzofen.


Rechts daneben der "Herd" oder vielmehr die Kochstelle. Und was für tolles Essen da gezaubert wurde, wow.


Abends ging es dann gleich noch auf eine Nachtwanderung. Die damit begann, dass wir uns die Tiere direkt am Haus ansahen. Unter dem Vordach wohnten Vampirfledermäuse.


Auch eine kleine Vogelspinne (ca. 4cm) wohnte unter dem Vordach.


Dann ging es mit Stirnlampen auf Trampelpfaden in den Urwald. Dabei waren wir von Wolken von Moskitos umgeben. Das war der Preis für die wenigen Touristen. In der Trockenzeit, Juli bis September ist das genau umgekehrt ;)


Es gab massenweise Spinnen zu sehen, hier nur eine davon.


Auch ein Stachelschwein haben wir gefunden. Hier scheinen die auf Bäume zu klettern...
Und natürlich gibt es im Jungle jede Menge Schaben, diese hier war ca. 5cm lang :) Ist sie nicht hübsch?


Am nächsten Tag ging es dann Vormittags auf eine Tour durch den Urwald um Affen zu suchen. Dabei kamen wir an unglaublich großen Ameisenhaufen vorbei. Hier ein Bau von Blattschneiderameisen. Ihr könnt überall die laufenden Blattschnipsel sehen :) Der "Bau" hatte einen Durchmesser von ca. 4-5 Metern an der Oberfläche, etwas größer als die, die man im Zoo sehen kann.


Der Pfad wurde schmaler und schmaler und bald holte Roberto die Machete raus um uns mehr Luft zu verschaffen.


Auch Schmetterlinge gibt es einige. Dieser hier ist etwa Handteller groß und auf den Oberseiten der Flügel metallic Blau! Leider sieht man das nur im Flug und da hab ich leider kein Foto davon.


Und dann kamen wir an einer Gruppe Kaputzineraffen und gelben Monos vorbei. Aber auch hier ist es schwierig bei dem wenigen Licht gute Bilder zu bekommen.


Und da war er dann, ein Tapir, ein echt wildes Tier...


Und für Bananen hat sie fast alles gemacht :D Sie gehört zur Lodge und kommt und geht wie es ihr gefällt. Auf Streicheln fährt sie total ab...


Nachmittags ging es dann mit dem Boot raus auf den See. Hier lief früher der Fluss lang bevor er sich einen neuen Lauf suchte. Wir fuhren entlang der Ufer und sahen dort vor allem Vögel, hier ein Serere, dem die Lodge ihren Namen verdankt. Leider sind sie sehr scheu und halten sie vornehmlich im Blattwerk auf.



Am nächsten Morgen überraschte uns Roberto mit einer ca. 2m langen Rattenschlange.


Danach ging es los zum Pinky See wo wir Piranhas angeln wollten. Allerdings war der Weg dort hin nicht einfach. Zuerst ging es für ca. 1h paddelnt über den See zur anderen Seite. Von dort ging es dann weiter zu Fuß und es gab viel Wasser, dachten wir.


Denn es gab noch mehr und wir nutzten unsere Gummistiefel bis auf die obersten 5mm aus :D


Am See angekommen mussten wir dann feststellen, dass das Boot geklaut worden war! Sauerei!!! Und dann kam der Wolkenbruch, so wie man sich das im Regenwald vorstellt. Die Sichtweiter war unter 20m und nach einer Stunde waren alle von uns nass bis auf die Knochen. Trotzdem angelten wir noch 6 Piranhas. Ok, Petra, Tobi und Roberto. Wir anderen haben sie wohl mehr gefüttert als geangelt. Es ist unglaublich wie scharf deren Zähne sind. Man sieht kleine Piranhas am Köder vorbei schwimmen und Stücke heraus beißen! Das war Rindfleisch!!! Unglaublich! Aber solange man nicht blutet oder sich mit Rindfleisch einreibt könnte man auch im See baden, zumindest laut Roberto.

Auf dem Rückweg standen wir dann teils Knie tief im Wasser, wow. Und so eine zwei Stündige Wanderung in nassen Rohrstiefeln ist auch mal ein Erlebnis. Als wir wieder beim Boot waren mussten wir auch dort erst einmal 5 Minuten lang Wasser schöpfen... Dann ging es raus auf den See, die Sonne war schon am unter gehen. Zum Glück hatte man ein Boot mit Motor auf die Suche nach uns geschickt. Somit mussten wir auf dem Rückweg zumindest nicht paddeln :)

Dann auf halbem Weg sahen wir dann aus der Ferne noch ein paar Klammeraffen in einem Urwaldriesen. Ein toller Anblick. Allerdings waren wir alle rechtschaffen Müde zu diesem Zeitpunkt.

Am nächsten Morgen machten sich ein paar Neuankömmlinge auf eine Bootsfahrt auf dem See. Da sie zuvor den Tapir gestreichelt hatten wollte der natürlich mit. Der Guide meinte nur "Tapir in boat, big problem!" Alle lachten, dann ging der Tapir in Wasser. Selten habe ich Leute so schnell paddeln sehen :D



Erst nach ca. 100m gab der Tapir auf, das war lustig :D

Wir machten uns dann wieder auf den Weg in den Urwald auf der Suche nach Brüllaffen und Faultieren. Wir haben wirklich überall geschaut, leider ohne Erfolg...


Einzig eine Boa war nicht schnell genug weg... Allerdings war sie auch noch sehr klein, nur ca. 20cm lang.


Einige der Bäume waren echte Rießen und mehr als 1000 Jahre alt.



Vor unserer Heimfahrt gab es dann noch Mittagessen und als Zugabe die Piranhas vom Vortag... Die kleinen sind ganz gut zu essen, die großen haben zu viele Gräten.


Danach ging es zurück zum Fluss und zurück nach Rurre. Auf dem Fluss haben wir dann noch ein paar Eisvögel und Capybaras (Wasserschweine) gesehen. Ein toller Ausflug.

Zurück in der Zivilisation haben wir dann erfahren, dass unser Rückflug am nächsten Tag ausfällt aber da würden wir uns Freitag drum kümmern.

Gleich nach dem Frühstück am Freitag Morgen sind wir dann ins Büro der TAM. Die Frau dort hat uns praktisch angefleht den Rückflug am Sonntag zu nehmen :D Vermutlich wäre der sonst auch ausgefallen... Südamerika ist eben wenn es trotzdem klappt. Also hatten wir zwei extra Tag in Rurre.

Abends haben wir uns dann von Claudia verabschiedet deren Rückflug am frühen Samstag Vormittag ging. Danach haben wir noch eine Runde Billard gespielt und uns dann gegen 23 Uhr auf die Suche nach einer Bar gemacht. Nach einigem hin und her haben uns dann ein paar Taxifahrer die Moskitobar empfohlen.

Dort traffen wir dann auf Andrés und Jorge aus Kolumbien. Die beiden haben eine Firma und arbeiten hier vor Ort für den Straßenbau. Kurzerhand verabredeten wir uns für Samstag für eine Besichtigung ihres Unternehmens vor Ort.

Zuerst bestellten wir uns ein Taxi. Als wir dem sagten wohin wir wollten meinte der nur, dass das aber seeeehr weit sei (<7km!!!). Ausserdem würde er immer nur zum Flughafen fahren und wisse nicht, wo das sei. Also halte ich ihm GoogleMaps hin und sage dort. Er müsse erst noch seinen Bruder anrufen!? Als wir dann nach einigem hin und her angenervt waren und auf meine Frage wo denn das Problem sei und keine Antwort bekamen wollten wir wieder aussteigen. Ah, doch, doch, er fährt.

Ok, geht doch, was soll es denn Kosten?
70 Bs.
Aaaaahahaha, du verarscht uns wohl!?
Doch, doch, das ist sehr weit.
Hör zu, wir zahlen dir 15 Bs pro Kopf und das ist schon zu viel.
Nein, 60 Bs.

Da sind wir dann ausgestiegen. Zum Glück war nebenan ein Stand mit Motorrad-Taxis und die haben uns dann für 10 Bs pro Nase gefahren. Das war eine interessante Erfahrung, im wahrsten Sinne :D


Dann kamen wir zur Firma von Andrés und Jorge, die Cousins sind.



Das dem Erdreich vom Fluss zerlegen sie in seine Bestandteile, verschieden grober Schotter und Sand. Der wird dann vor Ort für den Strassen- und Brückenbau verwendet. Gleich nebenan war das Bettonwerk der Chinesen.

Wenn wir nach Medellin kommen haben wir jetzt auf jeden Fall eine Kontaktadresse :)

Da wir kein Taxi rufen konnten brachten uns Andrés und Jorge auf ihren Mopeds zurück.


3 Kommentare:

  1. Boh jetzt bin ich aber beruhigt .... ich wollte dich schon als vermisst melden. Statt dessen hängst du im Urwald rum und streichelst Tapire .... :-)

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  2. Tarzan an der Liane mit Gummistiefeln! Klasse :)

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