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Sonntag, 25. Februar 2018

Tag 132: Warten auf Godot...

Tag 132, Antofagasta, Hotel Geotel... Tobi ist in die Stadt gelaufen und ich sitz hier und schreibe den Blog...
Hotel?! Fragt ihr euch sicher? Ist der Wohlstand ausgebrochen? Nein, das nicht, aber der Ländi zusammen... Aber alles der Reihe nach. Ich tue einfach mal so, als ob ich jeden Tag den Eintrag schrieben hätte.


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Donnerstag, 22.02.2018

Heute Morgen sind wir auf dem wohl deprimierentsten Camplingplatz in ganz Chile aufgewacht. Was für ein trostloser Ort, nix wie weg aus Calama.
Zuvor treffen wir aber noch zwei Schweizer, nennen wir sie einfach Ueli und Steffi, ich habe die Namen vergessen. Die beiden haben sich in Chile ein Auto gekauft! Ja, wenn der Verkäufer mitmacht, dann geht das... Jetzt weiß ich wie ich doch noch an ein Auto kommen kann, sollte es erforderlich sein. Entweder über den Typen der ihnen das Auto verkauft hat oder über "Suzi Santiago", der macht sowas hauptberuflich für ca. $200.000,-
Allerdings sind die Gebrauchtwagenpreise hier astronomisch. Für ihren 25 Jahre alten Toyota Ranger mit heftigem Unfallschaden, da stimmt kein Spaltmaß mehr und zur Frontscheibe regnet es rein, haben sie ca. €5000,- bezahlt!!!

Heute haben wir Glück und der Ländi springt sofort an. In den letzten Wochen hatten wir zunehmen mit diversen Problemen zu kämpfen. Zuerst ging es damit los, dass der Ländi beim Beschleunigen in den Notlauf ging und in der Höhe, so über 2000m, fing er beim Beschleunigen zu stottern an. Irgend wann hat Tobi den Saugrohrdrucksensor abgehängt und die Fehler waren weg. Dafür rauchte er jetzt mehr und die volle Leistung hat er auch nicht mehr gebracht. Egal, der Kübel lief...

So, also nix wie weg aus Calama. Wir haben auf dem Weg aus der Stadt noch eine kleine Werkstatt gefunden in der wir die Kupplung und Lager tauschen wollen sobald die Teile in Calama angekommen sind. Wir fahren so lange erst mal nach Süden.



So kann eine Fahrt durch die Atacama auch aussehen...
An der Küste kamen wir dann durch Tocopilla, eine kleine Hafenstadt, die von den Minen lebt.



 Dann sind wir weiter nach Süden gefahren, Richtung Antafagasta, vorbei an Ruinen...



Um dann südlich von Cobija am Strand zu campen. Dabei sahen wir, wie die Einheimischen ihren Müll in Gruben am Strand verscharren... Ja, das mit dem Abfall ist hier so ne Sache. In den Städten versuchen sie zaghaft mit Recycling anzufangen und kleine Orten verbrennen oder verscharren ihren Müll im Garten. Hatte ich schon erwähnt, dass es hier quasi keine Kläranlagen gibt und selbst in den Städten muss man das Klopapier in Eimer werfen weil sie Sickergruben haben? Nicht, ok, so ist das hier, ein wenig gewöhnungsbedürftig...

Auf jeden Fall haben wir eine fast windstille Ecke am Strand gefunden.



Und auf den Felsen am Meer jede Menge Getier gesehen... Kennt jemand diese Tierchen? Ok, da ist ne Krabbe dabei, aber die anderen?





Diese lustigen "Fische" hängen an den Felsen und wenn sie einen sehen lassen sie sich ins Wasser plumpsen, lustig :)



Und jede Menge Müll um uns herum, das weiße Zeug. Aber es war schon zu spät um sich noch nach einem schöneren Platz umzusehen :|



Dafür war der Sonnenuntergang dann recht schön :)





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Freitag, 23.02.2018

Kurz nach dem Aufwachen müssen wir furchtbar aus gesehen haben, denn die Geier haben schon gewartet :D



In Antofagasta haben wir dann vergeblich versucht einen neuen Saugrohrdrucksensor zu beschaffen. So ein Teil scheint es aber in ganz Chile nicht zu geben, doof das...

Und da Antofagasta eine wirklich hässliche Stadt ist haben wir noch kurz eingekauft und sind dann weiter nach Süden zum nächsten Campingplatz am Strand.


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Samstag, 24.02.2018


Die Nachbarn an diesem Strand waren auch wesentlich ordentlicher, was den Müll angeht :)



Auf dem Weg zurück kamen wir dann an einer kleinen Kupfermine vorbei und haben uns kurzerhand ein wenig umgesehen. Und danach suchen hier alle, Kupfer, oder in diesem Fall Kupfersulfat (genauer Kupfersulfat-Pentahydrat). Allerdings scheint es in der Mine nicht sehr viel davon zu geben, dort war kaum betrieb und dieses hier scheint auch stark verunreinigt zu sein.



Dann war endlich das Tagesziel in Sicht :D Das ESO (European Southern Observatory) oder auch VLT (Very Large Teleskope)!!! Nachdem wir leider das ALMA (Atacama Large Millimeter/submillimeter Array) bei San Pedro nicht besichtigen konnten, 2 Monate Wartezeit!!!, hat es beim ESO quasi sofort funktioniert, juhu :D

Im Gegensatz zum ALMA mit seinen Radioantennen ist das VLT eine optische Anlage. Um sie zu bauen wurde der Gipfel des Cerro Paranal eingeebnet. Ich erspare euch jetzt die ganzen technischen Details, die könnt ihr selber nachlesen (http://www.eso.org/public/germany/teles-instr/paranal-observatory/vlt/).


Allerdings waren wir noch zu früh und mussten noch auf dem Parkplatz vor dem Gelände warten. Also haben wir die Markise aufgeklappt und Mittag gemacht. Bis, ja bis eine Windböe kam und die Markise kurzerhand aufs Dach des Ländi geklappt hat! Kann der Tag noch schlimmer werden? Ja, meine Mütze hatte der Wind auch weg geweht! Ich hatte sie schon verloren gelaubt als ich mich noch ein letztes Mal auf die Suche gemacht habe und sie tatsächlich wieder gefunden habe :)

Nach einem kurzen Film über das VLT und das neue, im Bau befindliche, E-ELT (European - Extremely Large Telescope), welches auf dem Nachbarberg Cerro Armazones errichtet wird, ging es endlich in die Autos und hoch zu den Teleskopen.







Und im Gegensatz zum ALMA, bei dem man nur ins Kontrollzentrum darf, durften wir hier ganz nahe an die Spiegel heran :D

Ganz oben, das runde Ding, ist Spiegel M2. Darunter seht ihr Spiegel M1 von unten. Direkt unter dem Spiegel, mit seinen 8,20m Durchmesser und 23t Gewicht, sind 150 Hydraulikstempel die dazu dienen Verzerrungen durch das Wasser in der Luft zu kompensieren. Ganz unten befindet sich eines von drei optischen Messinstrumenten, die beiden anderen sind links und rechts des Spiegels angebracht. Mittels Spiegel M3 wird das Licht dann auf jeweils eines der Messgeräte gelenkt.



Was hier so spiegelt ist eine 80nm (Nanometer) dicke Schicht Aluminium. Ein Haar ist etwa 600 mal so dick!



Toll, so etwas zu sehen. Leider hab nur ich die Spiegel gesehen. Denn Tobi und sein Ländi hatten etwas persönliches zu klären, da der Ländi seinen Dienst verweigert hat! Habe ich schon erwähnt, dass Tobi Ländis liebt? Nein? Er hat nicht nur einen, nein, er hat 4!!! Nicht nur das, er kann sie quasi auch blind zerlegen und wieder zusammen setzen. Ein Glück, die Chancen hier weg zu kommen stehen also sehr gut :)

Da waren wir also, Samstag Nachmittag in der Mitte von Nirgendwo und das Auto lief nur noch auf 4 Zylindern, normalerweise sind es 5. Das war schon wieder mehr als auf dem Weg nach oben, denn da lief er überhaupt nicht mehr, weil scheinbar irgendwo Luft in die Treibstoffleitung kam.

Und wenn du glaubst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her :) In diesem Fall war es kein Lichtlein sondern ein gestandenes Nordlicht :D Christian, der Chef der Sicherheit des ESO. Er hat sich bereiterklärt uns zu begleiten, falls wir es nicht aus eigener Kraft nach Antofagasta zurück schaffen sollten.


Ja, ein Bild an das Defender-Fahrer gewohnt sind, hüstel... Christian hat uns dann die 120km bis nach Antofagasta geschleppt, danke, danke, danke.

So ein Tag geht einem an die Nieren, vor allem Tobi. Ich hab mal nachgelesen, was es so über Skorpione zu wissen gibt, Volltreffer. Da fährt er einen halben Ländi in Ersatzteilen mit sich rum (ich glaube außer einem Motor und einem Getriebe hat er fast alles dabei) und ausgerechnet die beiden Teile die uns kaputt gehen sind nicht in seiner Ersatzteilkiste...

Nach so einem Tag hatten wir keine Lust an der Tankstelle in der Stadt zu übernachten, die wollten Tatsächlich $20.000,- von uns! Der andere Parkplatz am Strand war uns zu laut und unsicher. Also haben wir uns kurz vor 22:00 Uhr entschieden in ein Hotel zu gehen.

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Sonntag, 25.02.2018

So und in diesem Hotel sind wir jetzt die nächsten Tage...

Nachdem Tobi einen Freund in der Schweiz kontaktiert hat und wir noch einiges Nachgeschaut haben ist nun fast sicher, dass das Pumpe-Düse-Element von Zylinder 3 die Grätsche gemacht hat. Das scheint ein typisches Problem von getunten Defender-Motoren zu sein.
Mit etwas Glück machen sich morgen zwei neue Teile auf den Weg zu uns und sind dann hoffentlich innerhalb einer Woche hier im Hotel...

Hoffentlich ergeht es uns nicht wie den beiden Pennern o_O

Bis dahin machen wir hier einen Erholungsurlaub, selbst Tobi, der schon befürchtet hatte der Zylinderkopf sei gerissen :)

4 Kommentare:

  1. Du hättest beinahe die Kappe verloren? DIE KAPPE??
    Aber ging ja nochmal gut.
    Und das VLT besichtigt, dafür darfst Du ein Checklistitem des ECOs abhaken!!
    Auch wenn Du beinahe DIE KAPPE verloren hättest!!!

    Aber cool, die Bilder vom VLT, da wäre ich jetzt gerne dabei. Also auf die verregnete Wüste, die Gimp-Kiste zum Schlafen usw. könnte ich glaube ich verzichten, aber so eine ESO Besichtigung ... ;-)

    Viel Glück und Erfolg mit den Ersatzteilen!!

    Fritz

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    1. Ja, das war echt klasse :) Du kannst dann ja 2024 einen Familienausflug hierher machen, wenn sie das E-ELT eröffnet haben ;)

      Das mit den Ersatzteilen wird noch spannend. Hoffentlich hängen die nicht zu lange am Zoll fest...

      Viele Grüße
      Oli

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  2. "[...] in diesem Fall Kupfersulfat (genauer Kupfersulfat-Pentahydrat)[...]"
    Ach... das erinnert mich wieder an Olis Vorträge an der Kaffetheke... *seufz*

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